Regis Baumans - Sand


Das Material Sand habe ich auf seine dramatischen Eigenschaften hin untersucht und szenische Abläufe entwickelt. Ich stellte in meinen Versuchsreihen fest, das Sand formbar ist, wenn auch nicht in dem Umfang, wie man sich gemeinhin vorstellt. Die Verschiedenartigkeit der Formen, die konkrete Ablesbarkeit von Bildern ist mein Anliegen. Das entstandene Stück ist in zwei Akte unterteilt, die klar eine eigene Formensprache repräsentieren. Der erste Teil beinhaltet ein Spiel linearer Elemente, die alle in Parallelen zum vorderen Bühnenabschluß geladen sind. Der zweite Teil hat Rundformationen zum Thema. Es handelt sich um eine Abfolge von wandernden Sandstrahlen und -rillen, von einer Furche und einem Wall, die die Oberfläche ganzheitlich aufbrechen, und einer länglichen, geschüteten Sandwand. Es entstehen Hügel und Krater, die aus den Tiefen des Sandes sich entwickeln, und Aufschüttungen von oben herab. Und abermals Sandwände, dieses Mal in Halbkreisform. Die erste starre Sandebene erfährt zum einen Veränderung von Außen: durch Sandstrahlrieseln und -schütten. Diese Einwirkungen können sie minimal sein, dass sie keine deutlich sichtbaren Spuren hinterlassen. So die Sandstrahlen, die für sich vor dem schwarzen Hintergrund stehen, Eigenständigkeit erlangen, um dann doch in dem kleinen Sanduniversum unterzugehen, sich mit dem dort befindlichen Sand zu vermischen und nicht mehr auffindbar sind.
Diese Sandformen werden einfach verschluckt und unwiderbringlich aufgenommen. Andererseits kann der Sand wuchtig geschüttet werden. Aufgrund seiner Fülle formt er die erst plane Oberfläche, verwadnelt sie in einen mannigfaltige Landschaft. Und weil gerade hier sich ein Sanddstrahl herunterbewegt, erfährt der Sand seine Bearbeitung: entstehen Hügel, enstehen Mulden.
Die Veränderung kann zum anderen auch aus dem Sand selber herauskommen. Eine kaum merkliche Bewegung unter dem Sand, die es nur schafft, einige wenige Sandkörner zu transportieren, ein leichtes Atmen des Sandes, konkretisiert sich im Laufe des Vorganges immer mehr zu einem neuen Gebilde. Entweder wächst es nach oben, aus dem Sand heraus, scheint auf den Sand aufgepflockt, oder der Sand bricht auf, verschwindet in nicht geahnten Tiefen und läßt Krater und Furchen in der Ebene stehen.
Das Thema der Formfindung ist in den Sandstrahlen und -wänden selber wiederzufinden; erst duch die Dauer des Schüttens werden Gebilde sichtbar. Aus dem erst diffusen Sandgerinseln entwickeln sich konkrete Formen. Auf das Werden soll die Aufmerksamkeit gelenkt werden, auf das Entstehen einer neuen Form eines neuen Bildes.