LAUTER BEGUTACHTER: Maria-Theresia Piepenbrock (rechts) sowie Prof. Rainer Hagl, Prof. Rainer Mordmüller, Prof. Elke Hergert, Prof. Peter Steineke und Prof Claude Wunschik (von links) vor einer Arbeit von Margret Hemme.

Sparten für die Kunstwelt

Piepenbrock-Kunstförderpreis: Ausstellung in der Uni

Hier ist die Kunstwelt noch schön übersichtlich nach Sparten geordnet: In den Atelierräumen des Fachgebietes Kunst der Universität Osnabrück präsentieren Preisträger und Nominierte des Piepenbrock-Kunstförderpreises wieder eine Woche lang ihre Arbeiten. An den bekannten Sparten will Maria-Theresia Piepenbrock festhalten. Sie sehe das eben "ein bisschen konservativ", sagt sie. Prof. Rainer Mordmüller gibt sich diplomatischer: "Es geht nach Qualität. Der wird sich die Jury nicht verschließen." Die Jury tat ihm schon dieses Mal den Gefallen. Bei der Begutachtung der nominierten Arbeiten am Samstag entschieden sich die Experten auch für Johannes Wengorz, der nicht nur aufregende Linolschnitte zeigte, sondern auch Blätter die zum Teil am Computer entstanden waren. Aber keine Angst: Die anderen Preisträger hielten sich an die Grenzen ihres Faches. Schließlich steht in der Ausbildung der Studierenden die solide handwerkliche Basis im Mittelpunkt. Julie Heitmann (Fotografie), Julia Koziolek (Malerei), Margret Hemme (Bildhauerei) und Svenja Leberle (Spiel/Bühne) erhielten die weiteren Auszeichnungen. Und die sollen anderen Studierenden Ansporn sein. "Der Preis gibt ein Level vor. Und er verleiht dem Fachgebiet Kunst Gewicht in der Universität", betonte Mordmüller.

Das Wichtigste: Für eine Woche sind die Ateliers, in denen sonst fleißig gewerkelt wird, mit weißen Planen ausgeschlagen und als Ausstellungssäle hergerichtet. Hier können Besucher ihre Begegnung mit den Arbeiten junger Künstler machen - späterer Kauf inklusive. Der Ausstellungsbesuch ist spannend, auch weil manche Experimente zu beobachten sind, die noch keine ausgereiften Ergebnisse erbracht haben. Dabei suchen die Studierenden nicht mit Macht den Crossover der Medien, der in der Kunstwelt en voque ist. Statt dessen gibt es die gute, alte Ölmalerei. Etwa bei Bernd Rüsel, der seine großen "Badenden" vorstellt. So geht es weiter: Etwa bei Irene Mika mit ihren "Farbbewegungen", die verblüffend nathlos an der historische Informel anschließen und sich gleichzeitig wie Fingerübungen darbieten. Aber der Blick geht nicht nur zurück. Viele der Bilder zeigen Menschen in Fotoposen. Sichtbar wird auf andere Medien Bezug genommen, das medial vermittelte Bild eingesetzt und dann malerisch verarbeitet. Daran arbeitet auch Johannes Wengorz. Der wirft Blicke auf den Alltag und hält sie in virbrierenden Zeichnungen fest - dies sind die stärksten Arbeiten der Ausstellung. (lü)

aus: Neue Osnabrücker Zeitung vom 7. Dezember 1998

Chancen für junge Kunst


Am liebsten möchte jeder Künstler selbst seine Werke an die Wand hängen. Der polemische Vorwurf, den Klaus Kiejak dieser Tage an Kollegen richtete, trifft den Punkt. Denn dei Diskussion zur nächsten Arte Regionale kreist schon jetzt fast nur nochum die Frage der Jury. Die darf nicht zu kritisch sein. So wünschen es sich manche Künstler, die gleichzeitig eifersüchtig darauf achten, das Newcomer nur begrenzte Chancen haben, auch an dieser Ausstellung teilzunehmen. Studierende etwas wären ausgeschlossen. Dies sagen die derzeit gültigen Regeln.

Deshalb sollten Kunstinteressierte die Gelegenheit nutzen, in dieser Woche die Arbeiten von jungen Künstlerinnnen und Künstlern kennenzulernen. Die Ausstellung zum Förderpreis der Piepenbrock-Stiftung eröffnet den Blick auf eine Szene, die weggesperrt werden soll - soweit es um die Arte Regionale geht.

Natürlich bieten die jungen Leute neben gelungenen Arbeiten auch manch unfertiges Werk. Aber der Blick für Qualität muß erlaubt sein. Da spielt es kaum eine Rolle, aus welcher Richtung sie kommt. Wichtig ist nur dies: Gerade eine Kunstszene abseits der Metropolen braucht frische Anstöße, um nicht in Routine zu erstarren. Davor hat so machner Angst. Der Schock der ersten Arte Regionale wirkt nämlich noch immer nach. Damals haben junge Künstler der Kunst "made in Osnabrück" ein neues Gesicht gegeben. Welch ein Glück.

aus: Neue Osnabrücker Zeitung vom 7. Dezember 1998