(Die Gewinner des Piepenbrock Kunst Förderpreis 2006 (v.l.n.r. Arsentij Pawlow, Riki Haas, Nadja Ibener) zusammen mit Maria-Theresia Piepenbrock (Bildmitte) und Prof. Dr. Claus Rainer Rollinger (rechts), Foto: Ralf Böhnke)
Bekanntgabe der Preisträger am 15. Dezember - Ausstellung mit allen nominierten Arbeiten
Die Kulturstiftung Hartwig Piepenbrock (Berlin) verleiht in diesem Jahr zum 13. Mal ihren Kunstförderpreis. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung für junge Kunst geht an herausragende Studierende des Fachgebietes Kunst/Kunstpädagogik der Universität Osnabrück. Maria-Theresia Piepenbrock als Vertreterin der Kulturstiftung wird in Anwesenheit von Wissenschaftsminister Lutz Stratmann die Preisträger am Freitag, 15. Dezember, bekannt geben. Sie eröffnet um 18 Uhr im Fachgebiet Kunst/Kunstpädagogik der Universität Osnabrück (Seminarstraße 33, Zeichensaal, Raum 308 - Eingang Große Rosenstraße) zugleich eine Ausstellung, die alle für den Preis nominierten Arbeiten aus den Bereichen Grafik, Malerei, Fotografie, Spiel/Bühne, Bildhauerei und visuelle Kommunikationsgestaltung präsentiert.
Die Präsidentin der Hochschule für Bildende Künste, Barbara Straka, wird im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung einen Vortrag zum Thema "Von der Drop Sculpture zur Sozialen Plastik" halten. Begrüßt werden die Teilnehmer von Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger, Präsident der Universität Osnabrück, Wissenschaftsminister Stratmann und Prof. Rainer Mordmüller für das Fachgebiet Kunst/Kunstpädagogik. Der Jury, die über die Vergabe der Förderpreise entscheidet, gehören Ursula Bode (Essener Kunstkritikerin), Prof. Dr. Klaus Dierßen (Fachgebiet Fotographie der Universität Hildesheim), Prof. Dr. Hans-Joachim Manske (Hochschule Bremen und Direktor der Städtischen Galerie Bremen), Prof. Eckard Kremers (Fachgebiet Grafik und Malerei der Philipps-Universität Marburg), Maria-Theresia Piepenbrock und der Präsident der Universität Osnabrück an.
Fester Bestandteil der Piepenbrock Kunstförderpreise ist ein variables Ankaufsbudget, das dem Stifterpaar Hartwig und Maria-Theresia Piepenbrock ermöglicht, herausragende Werke für ihre Berlin-Osnabrücker Privatsammlung zeitgenössischer Kunst zu erwerben. Die angekauften Gemälde, Skulpturen und Fotografien werden dann im halböffentlichen Raum des Service-Centers der Piepenbrock Dienstleistungsgruppe in Osnabrück neben Werken bekannter Künstler präsentiert.
Die Piepenbrock Kunstförderpreise sind ein Teil des Engagements der 1988 gegründeten Kulturstiftung. Der Stifter fördert an der Universität seiner Heimatstadt Osnabrück auch Forschungsprojekte am Lehrstuhl für Alte Geschichte. In Berlin hat die Kulturstiftung den "Piepenbrock Preis für Skulptur 2006" an Rebecca Horn und den "Piepenbrock Förderpreis 2006" an den Düsseldorfer Bildhauer Felix Schramm verliehen. Diese hoch dotierten Skulpturenpreise werden alle zwei Jahre vergeben.
Zu ihrem jahrelangem Engagement für Kunst in Osnabrück hebt die Stifterin Maria-Theresia Piepenbrock besonders hervor: "Die Piepenbrock Kunstförderpreise stellen in dieser Stadt ein Forum für junge Kunst mit bundesweiter Transparenz dar, das die exzellente künstlerische Ausbildung und das künstlerisches Schaffen an der Universität Osnabrück dokumentiert. In Deutschland würde der Sektor Kunst ohne bürgerliches Engagement vertrocknen. Die Kunst braucht uns - und wir brauchen die Kunst. Sie darf nicht als überflüssig betrachtet werden, sondern als fester Bestandteil unseres Lebens und als unverzichtbarer Beitrag zu unserer eigenen Selbstverwirklichung."
Die Ausstellung mit den für den Piepenbrock Kunstförderpreis nominierten Arbeiten wird bis Freitag, den 22. Dezember, jeweils von 11 bis 17 Uhr im Uni-Gebäude an der Seminarstraße 33 (Eingang Große Rosenstraße) gezeigt.
(Quelle: http://idw-online.de/pages/de/news189314,
Autor: Dr. Utz Lederbogen, Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück, 13.12.2006)
(Bei den Bildern von Riki Haas waren sich alle Juroren einig: Prof. Klaus Dierßen (Hildesheim), Prof. Claus Rollinger, Präsident der Uni Osnabrück, Kunstkritikerin Ursula Bode, Maria-Theresia Piepenbrock, Prof. Bernd Altenstein (Bremen) und Prof. Hans-Joachim Manske (Bremen, von links). Foto: Jörn Martens)
Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 16.12.2006 zum Piepenbrock Kunst Förderpreis 2006:
Nur eine Bildstrecke für Juroren? Die Präsentation zum Piepenbrock-Förderpreis ist viel mehr als nur das. Gerade in diesem Jahr macht die Vielfalt origineller Ansätze die Schau zum Ausstellungsereignis für die ganze Stadt.
Bester Gradmesser für die Güte der studentischen Arbeiten: Viel weniger als noch in vergangenen Jahren können die Arbeiten den Professoren und ihren Klassen zugeordnet werden. Trauen sich Studierende einfach mehr? Oder spiegelt sich in der Vielstimmigkeit der Ausstellung in der Seminarstraße nicht auch einiges von der unübersehbaren Pluralität der Gegenwartskunst? All dies wird eine Rolle spielen. Dass darüber hinaus gerade in der Kunst jedoch vor allem die Persönlichkeit des Einzelnen zählt, machen viele der jungen Nachwuchsleute deutlich. Nicht nur Preisträgerin Riki Haas, die jedes ihrer Bilder zu einer Arena macht, in der sich Malerei und Collage zu einem furiosen Fest vereinen, sondern auch die Studierenden, die statt des fulminanten Auftritts den stillen Hintersinn bevorzugen. So entlarvt Birgit Knollmeyer gleich fünffach das "Falsche Glück", indem sie sich in ihrer Fotoserie als unverdrossene Hausfrau in der ewig gleichen Küche selbst inzeniert - gefrorenes Dauerlächeln inklusive. Oder Melanie Koch, die mit der Serie "Salatköpfe" ihre eigene, schräge Siegerehrung vornimmt. Ob Eissalat oder Radicchio - auf jedem Kopf sieht die Salatdrapierung ein bisschen wie ein ziemlich verrückter Siegerkranz aus.
Als größter Einzelbereich bietet vor allem die Malerei einen regelrechten Rundflug durch Stilhaltungen und Bildauffassungen. Ob Sebastian Osterhaus, der auf seinen Gemälden verrätselte Szenen mit Anklängen an Neo Rauch ausbreitet, oder Jan Ratzmann, der mit "Allah ist groß" sogar ein wenig verhaltene Zeitkritik wagt, dazu die abstrakte Position von Toni Walz oder die atmosphärisch dichten Kompositionen von Li Ma - die Ausstellung zeigt gerade in diesem Bereich eine Vielfalt individuell ausgefeilter Lösungen, die beeindruckt.
Vielfalt ist jedoch nicht allein das Stichwort für den Bereich der Malerei, sondern von jeher für das ganze Fachgebiet, das seit jeher auf eine Ausbildung setzt, die viele künstlerische Medien zum Zug kommen lässt.
Sehr sehenswerte Arbeiten findet der Besucher wieder einmal in der Grafik, wo vor allem die grotesken Szenen faszinieren, die Arsenty Pawlow gestaltet hat. Einen ganz anderen, aber ebenso beeindruckenden Akzent setzt Janine Arndt mit ihrem Filmprojekt zu dem Osnabrücker Konstruktivisten Friedrich Vordemberge-Gildewart, das Elemente aus der Bildwelt des Künstlers feinfühlig verarbeitet. Der jetzt als Abschlussarbeit erarbeitete Film soll später in Museen und Schulen über Vordemberge-Gildewart informieren. Und gleichsam nebenan öffnet sich die poetische Welt des Bereiches Spiel/Bühne, in dem Studierende in einer vielgestaltigen Puppenwelt einen kleinen Karton auf seine Reise ins Leben schicken, die natürlich an allerhand freundlichen und weniger freundlichen Monstern vorüberführt. Wie das vor sich geht? Einfach mal in die Vorstellung gehen und zuschauen. Es lohnt sich auf jeden Fall.
(Quelle: http://www.neue-oz.de/_archiv/noz_print/feuilleton/2006/12/15446470.html,
Autor: Stefan Lüddemann)