Ulnyrow, Valentina

Nominiert für die Bereiche Malerei und Szenische Kunst/Medienkunst

Schulausbildung
Juni 2008: Gymnasium, Munster

Studium
Seit Oktober 2009
Kunst und Spanisch auf Gymnasiallehramt, Universität Osnabrück

2011-2012
Auslandsaufenthalt und Besuch der Universitat Politècnica de Valencia, Spanien


Konzept "Bewegung und Dymnamik" | Malerei
Zu den Begriffen „Bewegung und Dynamik“ kann man viele Gedanken, Ideen, Eindrücke und Bilder zulassen. Für mich persönlich wird der Begriff „Bewegung“ in der Malerei zuallererst durch die Linie repräsentiert: Sie kann schnell oder auch langsam erscheinen, endlich aber auch unendlich, zögerlich oder entschlossen sein, ist aber stets in der Lage sich zu wandeln und steht immer im Zusammenhang zur Energie. „Dynamik“ entsteht visuell, wenn es Brüche und Gegensätze, Gegenbewegungen zu Bewegungen gibt. Noch interessanter können indes die Bewegungen und Dynamiken sein, die wir zwar spüren und von denen wir wissen, die wir aber nicht sehen können. Denn diese sind imstande die Phantasie zu beflügeln. In diesem Fall war es die Idee von den Bewegungen und Energien der Atome und den damit verbundenen Wandlungen. Atome verbinden sich, spalten sich ab, sie sind in ständiger Bewegung und jedes einzelne besitzt eine Eigenbewegung. Durch sie gibt es feste, flüssige und gasförmige Zustände auf der Erde sowie auch Wärme und Kälte. Jedoch können wir durch unsere eingeschränkten Sinnesorgane die Atome weder sehen noch hören. Viele energetische Vorgänge können wir nicht einmal fühlen wie die Röntgen- oder die radioaktive Strahlung.
Die Vorstellung des Sichtbarmachens von Unsichtbarem ist ein spannendes Thema in der Malerei und lässt dem Malenden viele Freiräume bei der Umsetzung seiner Ideen und Vorstellungen. Dabei helfen individuelle Konstruktionen im Gehirn, die als Brücke von einem ungewissen zu einem vollendeten Weltbild und- verständnis gesehen werden können, neue Formen des Ausdrucks zu finden.

Die Inspiration für das Malen zu diesem Thema kam beim gegenstandslosen experimentellen Arbeiten mit Acrylfarbe. Dabei spielten unterschiedliche Kombinationen von Farben sowie Variationen im Farbauftrag eine wichtige Rolle. Bei der Zugabe von viel Wasser auf die aufgetragenen Farben gibt man einen Teil der Kontrolle ab, da sich die Vermischung der frischen Farben nicht mehr bewusst lenken lässt. Die Konsistenz ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung meiner Arbeiten. Ich nutze sie, wie oben bereits geschildert, um Gegensätze zwischen den einzelnen Bewegungen zu schaffen und so verschiedene Dynamiken zu erreichen. Dieses unterstützte ich auch durch die gewählten Farbtöne. Jeder Farbton hat im Bild seine eigene Symbolik und Stofflichkeit. Dabei kann er für Trägheit oder Schnelligkeit stehen. Die dickflüssig aufgetragene Farbe hat eine gewisse Schwere, aber auch Stärke und steht im Kontrast zu den fließenden Flächen des flüssigen Farbauftrags. Besonders spannend können die Bereiche des Übergangs gesehen werden, da diese die unterschiedlichen Elemente vereinen und somit eine neue Spannung und Dynamik erzeugen. Mit dem Auftragen einer neuen Farbschicht, die im Laufe der Zeit immer transparenter wurde, erweiterte ich den Raum des Bildes um eine weitere Ebene. Dadurch entstand nicht nur eine weitere Ebene im Bild, sondern auch eine neue Betrachtungsebene. Denn nun spielt nicht einzig die Bewegung der Farbflächen und Linien eine Rolle, sondern auch die Bewegung der Augen beim Betrachter. Sie springen von Ebene zu Ebene wie auch von den langsamen Bereichen des Bildes zu den schnellen. Bewusst gewählt ist auch die runde Form der Konturen, da diese für den Körper mit der größten Oberflächenspannung steht und mit dieser Form eine gewisse Dynamik und Bewegung einhergeht. Durch die Formverbindungen im Bild entstehen neue massige Körper. Sie wirken schwerer, starrer und unbeweglicher als die freien einzelnen Formen, wie es auch bei Atomen tatsächlich der Fall ist.


Konzept "Körper - Material - Verwandlung" | Szenische Kunst/Medienkunst

Die Inspiration für die Videoarbeit zum Thema „Körper - Material - Verwandlung“ geht durch den Film „Abschaum“ hervor, der im Rahmen der Veranstaltung "Hybride Körper" - Mixed Media Projekt“ im Sommersemester 2012, entstanden ist. In Anknüpfung an diesen Film sollte inhaltlich, wie auch technisch eine Weiterentwicklung erfolgen. Hinter beiden Filmen steckt thematisch ein persönliches und komplexes Thema, welches durch eben diese visualisiert werden sollte. Dabei handelt es sich um die teils sichtbaren, teils unsichtbaren Veränderungen unseres Körpers, die durch äußere Beeinflussung vonstattengehen. Ähnlich wie bei meinen malerischen Arbeiten zum Thema „Bewegung und Dynamik“, sollen Vorgänge sichtbar gemacht werden, die außerhalb des Aufnahmebereichs der menschlichen Sinnesorgane ablaufen, wie zum Beispiel genetische Vorgänge und Veränderungen, von denen wir wissen, dass sie täglich in unseren Körpern geschehen.
Die filmische Umsetzung dieses Themas erschien mir als geeignet, da dadurch die Übergänge und Stadien der Verwandlungen gut sichtbar gemacht werden können. Dies geschieht durch den Einsatz unterschiedlicher Blenden, Überlagerungen und durch kürzere oder längere Unterbrechungen der Sequenzen. Die im Film verwendeten Materialien stehen nur symbolisch für die unterschiedlichen Beeinflussungen. Mit Hilfe dieser sollen Gefühlszustände verdeutlicht werden, die durch den Dialog zwischen Körper und Material entstehen. Dabei bringt jedes Material eine eigene Wirkung mit sich, so wie das Gebunden-sein an den eigenen Körper, die Akzeptanz der Vergänglichkeit, die Angst vor dem Unsichtbaren, die Veränderung im Inneren, Beklemmungsgefühle, die Unzufriedenheit und die Ungewissheit über die kommenden körperlichen Entwicklungen. Hauptsächlich sollen Ängste vor negativen organischen Wandlungen wie Mutationen ausgedrückt werden.
Die Vorstellung der Veränderungen ein und desselben Menschen hat etwas Abnormes und Monumentales, etwas sehr Faszinierendes. Zu Beginn der Arbeit ist die Entwicklung einer Blume zu sehen, welche aus dem Mund herauswächst, von der Knospe bis hin zum Verwelken. Es erscheint wie ein Vanitas-Omen, welches Vergänglichkeit repräsentiert und gleichzeitig thematisch über dem gesamten Film steht. Im Anschluss darauf folgen Sequenzen, die im Verlauf des Filmes immer abstruser, schneller, wüster werden und so unkontrollierbar wie ein angsterfüllter Gedanke oder ein Albtraum. Abschließend werden all diese Eindrücke und Verwandlungen in Form des Schaumes in den Mund hineingesogen und scheinen nun unsichtbar im Inneren weiterzulaufen.