(Die Jury um M.-T. Piepenbrock: Ursula Bode, Prof. Eckhard Kremers, Prof. Klaus Dierßen, Prof. Dr. Hans-Joachim Kremers und Prof. Thomas Rentmeister)

 

Osnabrück. Leistungsvergleich, Ausstellung, Künstlerfest:
Die Veranstaltungen rund um den Piepenbrock-Kunstförderpreis machen das Fachgebiet Kunst der Universität Osnabrück zur Kulturbühne.

Die Ausstellung der für den Piepenbrock-Kunstförderpreis nominierten
Studierenden (siehe nebenstehenden Bericht) darf auch in diesem Jahr nicht als
kohärente Kunstausstellung missverstanden, sondern muss als visuelles Vollbad
verblüffend vielgestaltiger Eindrücke genossen werden.
Einen starken Akzent setzen im Treppenhaus Saskia Oltmanns und Pia Klüver.
Saskia Oltmanns platziert abstrakte Bilder an den Wänden, verbindet sie mit
einem Gewirr schwarzer Striche und spannt noch Fäden an den Handläufen
entlang. So erweitert sich Malerei zur ortsbezogenen Installation – sehr gelungen.
Pia Klüver platziert an mehreren Orten des Seminargebäudes täuschend echt
nachgeformte Körperfragmente als überraschend auftauchende Begegnungen.
Nackte Körper verschwinden so scheinbar in der Wand oder kommen gerade aus
ihr hervor, im WC ragen Füße aus der Wand, im Bildhauersaal greift neben einem
alten Wasserhahn eine Hand ins Leere.
Überhaupt haben viele Studierende im Vergleich zu den Vorjahren sichtlich mehr
Mut zur eigenen Position entwickelt. Lennart Krauß gestaltet einen Ateliersaal zur
Persiflage einer Ausstellung um. Fünf bis auf das blanke Mauerwerk aufgeraute
Wandflächen hat er wie Bilder mit gezeichnetem Rahmen versehen und einen
Katalog mit lauter grauen Abbildungen dazugelegt. Wo fängt die Wahrnehmung
von Kunst an, und wie wird sie gesteuert? Krauß formuliert visuelle Kritik eines
konventionalisierten Kunstbetriebes.
Überraschend hingegen auch die ernsthafte Arbeit in ganz traditionellen Medien.
Shakti Singh präsentiert großformatige, gekonnte Zeichnungen mit abstrahierten
Naturmotiven. Kathrin Krebeck entführt uns in ausgestorbene Winterlandschaften.
Man meint, die eisige Luft atmen zu können, die über diesen Frostfeldern liegt. So
traditionsgebunden wie ihre Medien präsentieren sich die Studierenden der Grafik.
Anja Schomborg bringt in ihrer Radierfolge zum Thema „Weisheit“ alte Menschen
voller Sympathie ins Bild, Wiebke Dembinski gestaltet zu Goethes „Gesang der
Geister über den Wassern“ ein schön gemachtes Künstlerbuch. Eine Woche lang kann nun genossen werden, was Studierende des Fachgebietes Kunst leisten. Ein Ausstellungsbesuch in der Seminarstraße ist Pflicht.

Autor: Dr. Stefan Lüddemann

(Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung - Online, www.noz.de, 14.12.2010)

Piepenbrock-Kunstförderpreis: Jury zeichnete zwei Künstlerinnen aus
Pia und Michaela machen das Rennen

14.12.2010

Osnabrück. Wer bekommt den Preis? Am Fachgebiet Kunst der Universität
Osnabrück beschäftigt diese Frage Studierende wie Lehrende in jedem Jahr aufs
Neue. Die Vergabe des Piepenbrock-Kunstförderpreises mit Ausstellung und Rahmenprogramm (siehe nebenstehende Berichte) setzt wichtige Orientierungs-marken. Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger gab Stifterin
Maria-Theresia Piepenbrock gestern Abend bekannt. Die mit insgesamt 3000 Euro dotierte Auszeichnung für junge Kunst ging an die Studierenden Pia Klüver (Bildhauerei) und Michaela Kruse-Heine (Grafik-Design). Außerdem werden Fotografien von Anina-Carolin Meyer und Irina Carmine angekauft. Die Ankauf- summe beträgt ebenfalls 3000 Euro. Die Arbeiten der Studierenden werden in die Kunstsammlung Maria-Theresia und Hartwig Piepenbrock aufgenommen und im Service-Center der Unternehmensgruppe in Osnabrück präsentiert. Dies teilte die
Pressestelle der Universität Osnabrück mit. Die Stifterin Maria-Theresia Piepenbrock hob ihr jahrelanges Engagement für die Kunst in Osnabrück hervor: „Mit dem
Kunstförderpreis wird eine qualitativ hochwertige Ausbildung und ein bemerkens-wertes künstlerisches Schaffen an der Universität Osnabrück dokumentiert. Aufgrund der Kontinuität der Preisverleihung kann die künstlerische Entwicklung der letzten
Jahre verfolgt werden. Sicherlich sieht man darin auch einen sich wandelnden Zeitgeist.“ Eine fachkundige Jury hatte die Arbeiten der Studierenden gestern Vormittag begutachtet. Der Jury um Maria-Theresia Piepenbrock gehörten Ursula Bode (Kunstkritikerin aus Essen), Prof. Eckhard Kremers (Fachgebiet Grafik und Malerei der Philipps-Universität Marburg), Prof. Dr. Klaus Dierßen.

(Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung - Online, www.noz.de, 14.12.2010)


Radio Podcast | OSRadio
http://osradio-podcast.de/2010/12/13/piepenbrock-kunstforderpreis-fur-studierende-2010/