Matikashvili, Zauri

Nominiert für die szenische Kunst und Malerei

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Abstrakt - szenische Kunst
Mein Hauptanliegen und das Konzept der Video-Performance-Serie ist es, den Museumswärter als Protagonisten ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Wichtig bei allen Videos war mir auch, die monotone Art seiner Arbeit aufzuzeigen. Museumswärter müssen bis zu fünfzig Stunden in der Woche stehen, laufen, ab und zu sitzen und vor allem wachen. Für die meisten ist es nur ein Aushilfsjob. Ihr Handeln folgt aber strengen Regeln: Die Aufseher werden selbst überwacht, zum Beispiel mithilfe fest installierter Kameras. Dagegen sollten sie möglichst nicht auf Fotos zu sehen sein. Die ganze Aufmerksamkeit der Besucher soll den ausgestellten Kulturgütern gelten.
Nicole Zepter hat in „Kunst hassen“ geschrieben, dass das Aufsichtspersonal sich dagegen hinter Uniformen und einer seltsamen Mischung aus innerer Freudlosigkeit und äußerer Autorität versteckt, dass es die musealen Räume mit Verzweiflung füllt. „Eine Armee aus stillen Wesen, die Wächter der Verbote.“ In einem Interview mit einem Museumswärter im Kulturmaganzin „kunststoff“ heißt es: „Erstens: ein Museumswärter sollte für den Besucher unsichtbar sein, damit er den Gast nicht beim Betrachten der Ausstellungsstücke stört. Und zweitens … muss ein Museumswärter immer auch Präsenz zeigen, so dass sich der Gast nie unbeobachtet fühlt!“ Der Museumswärter habe, mit anderen Worten, einen Status, den man sonst nur Geistern und Gespenstern zugestehe.
Nach meiner Performance glaube ich, die Wärter besser verstehen zu können. Indem ich seine Handlungen auch außerhalb ihres eigentlichen räumlichen Kontextes aufführe, versuche ich einen Verfremdungseffekt zu erzeugen. Das scheinbar so selbstverständliche Agieren zieht in anderer Umgebung plötzlich Aufmerksamkeit auf sich und wirft Fragen auf, das Unsichtbare wird sichtbar, der Wärter gewinnt an Präsenz, nicht nur als Wärter, sondern vielleicht auch als Mensch.

Abstract - Malerei
Sigmar Polkes Bild „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ ist – so fasst es Hajo Müller in seiner Rezension einer Polke-Ausstellung zusammen – „ein ziemlich albernes und ziemlich berühmtes Bild, das damals, 1969, auf eine schöne Entheiliger-Kariere deutete“. Der Künstler habe sich damit in bester Dada-Manier selbst ab absurdum geführt, indem er sich durch den ironischen Kommentar jeder Verantwortlichkeit für seine Malerei entzogen habe. An seine Stelle sind nun die nicht näher bestimmten „höheren Wesen“ getreten – es könnten Götter, Dämonen oder Außerirdische sein. Der Maler ist nur noch der Ausführende ihrer Befehle.
Mit der Installation „…rechte obere Ecke schwarz malen!“ möchte ich diese Ironisierung aufgreifen und die immer noch aktuellen Denkanstöße Polkes in Erinnerung bringen. Zugleich versuche ich aus vielen Bildern ein Gesamtbild entstehen zu lassen, wobei Zufall, bewusste Konzeption und Notwendigkeiten des „Puzzelns“ zusammenwirken. Auch in diesem Sinne kann über die Entstehung von Kunst nachgedacht werden.
Zugleich war es mein Anliegen, den vielen Bildern im Flur mit der Dunkelheit im Korridor ein kontrastierendes Erlebnisangebot entgegenzusetzen. Dazu trägt auch bei, dass die Besucher den Korridor nur einzeln betreten dürfen. Sie sollen nach der Reizüberflutung im Flur in der Enge und der Dunkelheit auf sich selbst und ihre Gefühle zurückgeworfen werden. Diese unterschiedlichen Erlebnisse sollen abwechselnd stattfinden und einander gegenseitig verstärken. Die Raumerfahrung knüpft zudem an den Minimalismus der schwarzen Ecke an, die inmitten der bunten Bilder bereits auf das gänzlich andere im Korridor verweist. Insofern trennt die Tür die beiden Räume nicht, sondern verbindet sie vor allem.